Gedanken zur Teestunde

Beim bescheidenen Spaziergang mit den Kötern am heutigen Morgen drängte sich mir wieder einmal der unbedingte Gedanke auf, warum ich mich in irgendeiner Form für die Tagespolitik interessieren sollte. Welchen Gewinn, welchen Mehrwert, und in dem wird ja nun seit vielen Generationen das Maß für alles gesehen, bringt es mir, das immer gleiche Salbadern, das kleingeistige Meckern narzisstischer Profilneurotiker über mich ergehen zu lassen? Gar keinen. So einfach ist das.

… Tag800oder900Sternzeit2020,232CaptainsLognachallderZeithabauchichmalFlascheleer meines Privattierdaseins …

Gut, ich geb es unumwunden zu, frei nach Pippilotta Viktualia, mach ich mir die Welt so wie sie mir gefällt, bin meist Herr über meine Zeit, meine ureigensten Interessen, kann tun und lassen, was ich will, besonders wenn mein geliebtes Weib, die beste Ehefrau von allen (und das sag ich nicht nur, weil ich den kalten scharfen Stahl eines Katana an der Kehle fühle) die ehernen, scheppernden Ketten mit den monströsen Kugeln von den Gelenken schließt, damit ich die Hausarbeit schneller zu erledigen in der Lage bin, sondern weil auch mein Geist, mein schneidender Verstand, dieses mehr als die Summe seiner Teile, hie und da ein wenig neue Inspiration benötigt, neuen Input, genauso wie das Elektrofahrzeug, das nach 100 Stunden Aufladung und 10 Minuten Gebrauch schon wieder mit rotzeleeren Akkus protzen kann. Die Tage als Privattier, meine Tage also, verbringe ich mit dem Nachsinnen über die Welt, vor allem dem Irrwitz, der aller Hässlichkeit zusätzlich noch innezuwohnen scheint, als wenn die blanke Anwesenheit dieser offensichtlich im Vollsuff entstandenen Idee der Evolution, ein weitestgehend haarloses Ungeheuer zu schaffen, dass sich wie eine Bande veganer Kinder auf Zuckerschock um den Geburtstagsclown prügelt, nicht schon genug wäre.

… Tag800oder900Stardate2020,231CaptainsLogbeiderUmstellungderZahlenergäbesichderTiteleinerwundervollenKomödie meines Privattierdaseins …

Vielleicht setze ich bei all meinen angewandten Analogien und Metaphern aber auch zu viel voraus, allein der Holzhammer, der sprachliche, liegt mir nicht in der durch Chelatbildner und dem darin gefangenen Ferrummolekül rot eingefärbten, damit aber noch lange kein Sangria seienden, Flüssigkeit, die Nährstoffe und O² zu den Organen, dieser wundersamen biologischen Maschinerie, transportiert. Ich sage dazu nur: Alphabet, mit allen seinen Töchtern und Servern, seiner Sammelwut über die allgemeine und spezielle Persönlichkeit und dem daraus resultierenden immensen Energieverbrauch.

… Tag800oder900Sternzeit2020,230CaptainsLogSagemirMusedieTatendesvielgewandertenMannes meines Privattierdaseins …

Doch der freie Wille weiß sich noch in einer anderen Art und Weise zu manifestieren, im Gewissen, der Ahnung darüber, wie sinnlos und irrwitzig das eigene Verhalten, ebenso wie das des gesamten Restes dieser Bagage tatsächlich ist. Darüber sind wir in der Lage frei zu entscheiden und genauso es zu verdrängen, gar zu vergessen und ungeniert in unserem bunten Treiben fortzufahren, dem kläglichen Versuch uns als Art vom Antlitz dieser Welt, erinnerungslos, zu tilgen.

… Tag800oder900Sternzeit2020,229CaptainsLogweitereAnleitungenzurIdiosynkrasie meines Privattierdaseins …

Nun halte ich es seit jeher mit dem Leitsatz der klassischen, leider vollkommen in Vergessenheit geratenen Philosophenschule der Heliokratie der Thalassianer, die ihren Höhepunkt im 4. nachchristlichen Jahrhundert mit rauschenden Meditationen zu feiern wusste: Mähnäbtégras, niemähnäbtégras, wennäbtémähn, mähnäbtéheu.

… Tag 800oder900Sternzeit2020,228CaptainsLogÄtenschen,Ätenschenplease,youarenowenteringmypersonalfunnyfreezone meines Privattierdaseins …

Wenn der Wille Plattitüden und Stereotypien als das wahrzunehmen, was sie im allgemeinen Sprachgebrauch darstellen, vollkommen abhandengekommen ist und stattdessen das Ethos in einer protektionistischen Schale aus verkrusteten Phrasen, die sich hauptsächlich aus dem »Gezwitscher« nähren, bis zum Überlaufen aufgebläht wird, bis es beinah die Schote zum Platzen bringt, muss sich aus diesem Grund unweigerlich die aufgestaute Wut gegen all die entladen, die es zu verstehen, sich strikt verweigert. Das neue Abbiegen zur Fahrerseite, zumindest in der kontinentalen Konstruktion und Lesweise des Zerknalltreiblings, stellt in erster Linie das Echauffieren über die in ihrer Sichtweise falsche Nutzung der Klimaanlage und das damit einhergehende Potential der Missachtung gegenüber einem potentiellen Begleiter dar, der meist gar nicht mit an Bord ist.

… Tag 800oder900Sternzeit2020,227CaptainsLogdieFähigkeitendeseinenstellendieUntugendendesanderendar meines Privattierdaseins …

Die Regularien, die von kleinen Geistern, von ängstlichen Mitmenschen, von verkümmerten Gemütern aufgestellt wurden, um das Gegeneinander innerhalb einer Berufsgruppe zu fördern, das Muss bestimmten Vorgaben, meist sinnfreien, unbedingt Folge zu leisten, das Gebot, nur bedingt den eigenen Lebensvorstellungen gerecht werden zu dürfen, hat mich schon in meiner Kindheit zutiefst angewidert. Doch als Spross des Bildungsbürgertums fällt man entweder dem Drogenkonsum anheim, oder begräbt die eigenen Träume ganz tief, im düstersten, verborgensten, unzugänglichsten Kerker der eigenen Seele.

… Tag 800oder900Sternzeit2020,226CaptainsLogdiezehnGebotesindeinMonumentalfilm meines Privattierdaseins …

Genauso wie der Umstand, dass unsere Generation in vergangenen Zeiten jeden Morgen 120 Kilometer, bärenfüßig, ohne Strümpf’ und ohne Schuh, bei glühender Sonne, bei arktischen Frost, bei alles verschlingendem Sumpf und bei vertrockneten Getreidefeldern, zu Schule rannten und am Abend den gleichen Weg zurück absolvieren mussten. Doch die Gottlose Jugend von heute will das einfach nicht mehr glauben, gleichwohl sie nicht religionslos ist, ist doch nur ihre Häresie gänzlich anders gelagert als dieser unserer Epoche. Diesen Umstand kannten bereits die alten Babylonier und wussten es, in Keilschrift, entsetzt niederzulegen für die unwissende Nachwelt.

… Tag 800oder900Stardate2020,220CaptainsLogundesistSommer meines Privattierdaseins …

So begab es sich am vorangegangenen Abend, dass ich mir, während ich mit den Tölen die ultimative Gassirunde absolvierte, folgende Denksportaufgabe selber stellte: Wärest Du, ja ich duze mich, dazu auserkoren, auf einer Insel, alleine fürderhin dein Leben zu bewerkstelligen, welche Bücher, es dürften nur drei an der Zahl sein, befänden sich dann im Gebäck, Gepäck. Gebäck nähme ich selbstverständlich auch mit.